Über 80 Zuschauer hatten den Weg in die Eiswelt Stuttgart gefunden und dürften ihr Kommen nicht bereut haben, denn sie erlebten das, was Eishockey ausmacht:
Zwei Teams, die mit Einsatz, Tempo und Spielfreude die Begegnung zum einem rassigem Top-Spiel werden ließen, das es so schon lange nicht mehr gegeben hat.
Auch wenn die 1b-Rebels 3:4 n.P. (1:0/1:3/1:0/0:1) verloren hatten, muss man dem Team Respekt zollen: was da insbesondere im letzten Drittel abgeliefert wurde, erinnerte stark an das überragende Stuttgarter Landesliga-Aufstiegsteam von 2008/2009.
Doch der Reihe nach…
Die Marschroute der 1b-Rebellen war klar, denn mit einem Sieg hätte man sich in der Tabelle nach ganz oben katapultieren können, denn es gab im Verlauf der Woche eine Verbandsentscheidung. Das verlorene Auswärtsspiel (6:2) gegen den FSV Schwenningen vor 14 Tagen wurde am grünen Tisch zugunsten von Stuttgart gewertet, da der FSV einen nicht spielberechtigten Spieler einsetzte.
Dies sorgte nochmal für einen zusätzlichen kräftigen Motivationsschub -sofern dies überhaupt noch möglich war, denn die Rebellen waren heiß, richtig heiß !
Bereits beim Warm-up fiel auf, dass der Kader des Gegners ein komplett anderer war und es wurde auch schnell deutlich das sich dadurch auch das Spielsystem veränderte.
Beide Teams erspielten sich im fliegenden Wechsel Möglichkeiten auf beiden Seiten ohne jedoch die gut aufgelegten Goalkeeper Syguda (Stuttgart) und Vorlicek (Mannheim) überwinden zu können.
In der 5. Minute gelang den Hausherren dann die Führung durch Masaru Komiyama (1:0), der mustergültig von Felix Feichter bedient wurde.
Die Spielanteile waren in etwa gleichmäßig auf beide Seiten verteilt, nur als die Maddogs in die Penaltybox marschierten, schien das Spiel zu kippen. Aber wie auch in der Vergangenheit fehlte der entscheidende Abschluss, was aber nicht weiter interessierte, da die Strieska-Cracks weiter ihr Spiel aufzogen und im Verlauf des Spiels die besseren Möglichkeiten auf dem Schläger hatten.
Der zweite Spielabschnitt schien dem gleichen Drehbuch wie die ersten 20 Minuten zu folgen. Wieder begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe und boten sich und den Zuschauern einen unterhaltsamen Schlagabtausch mit zahlreichen sehenswerten Torszenen.
Dann lief die 25. Spielminute…
Erst kamen die Gäste mit einem Abstauber-Tor zum Ausgleich, um dann 10 Sekunden (!) später gar in Führung zu gehen, und knapp 90 Sekunden erhöhten die Mannheimer im Powerplay sogar auf 1:3. Unfaßbar !
Stuttgart im full sleep mode der ersten Kategorie !
Wenn dies jemand plausibel erklären kann, möge er sich bitte umgehend auf der Geschäftsstelle des Stuttgarter EC melden…
Die SAP-Cracks jetzt mit viel Rückenwind, die 1b-Rebels dagegen unter Druck und mit Glück, da die Gäste ihr Überzahlspiel ebenso verschenkten wie die Gastgeber.
Aber die 1b-Rebellen kämpften sich wieder zurück ins Spiel, und wie !
4 Minuten später, Bully im Rebellen Angriffsdrittel, Bullysieger Leo Schätzle schiebt die Scheibe einen Meter im no-look Stil hinter sich, Darius Sirch ballerte das Spielgerät sofort und direkt durch Freund und Feind hindurch oben in die Maddogs Maschen.
Wow, what a shot! Welcome back to the game !
2:3 aus Stuttgarter Sicht, das Spiel war wieder offen und es folgte dann ein letzter Akt, der als stärkstes Drittel der jüngsten 1b-Rebellen Spiele in die Geschichtsbücher eingehen dürfte….
Die Strieska-Cracks übernahmen langsam das Kommando, zogen nochmal das Tempo an und berannten die Maddogs Stellungen in einer Art und Weise das dem Gegner nichts anderes mehr übrig blieb als der Rückzug.
Nur einmal wurde es brenzlig als Goalie Niklas Syguda einem langen Pass des Gegners entgegenlief und dabei einen gegnerischen Stürmer umriss.
Aber der fällige Penalty wurde glänzend pariert und die Angriffswellen fortgesetzt, die sich immer mehr zu einem gewaltigen Tsunami ausbreiteten.
In der 50. Minute dann der längst fällige Ausgleich durch Marcel Giese mit einem fulminanten Schuss nach einem Bully.
Ab jetzt war jedem klar, wer dieses Spiel gewinnen wird, ja, eigentlich gewinnen MUSS.
Mit jeder verstreichenden Minute stieg auch die Anspannung auf den Rängen und auf dem Eis, es begann sprichwörtlich zu knistern.
Jetzt war er da, der Kampf, die Leidenschaft, der Einsatzwille der für viele den Eishockey-Sport so attraktiv macht.
Die Schiris trugen hier auch ihren besonderen Anteil bei und ließen das Spiel laufen, kaum noch Unterbrechungen. 60 Sekunden noch, wieder eine Chance, noch 10 Sekunden, letzte Chance, diesmal 3 Stuttgarter, die nur noch einen Verteidiger vor sich haben, und vorbeiziehen…doch der Teufelskerl Vorlicek im Maddogs-Kasten begräbt das Spielgerät unter sich.
Die Zuschauer kippen reihenweise mit einem Urschrei nach hinten ab und können es nicht fassen.
Die Schluß-Sirene trifft alle wie ein Hammerschlag !
Es bleibt beim 3:3 und ein Penaltyschießen muss die Entscheidung bringen.
Nach dem 9.ten Schützen reißen die Gäste die Arme nach oben und feiern den doppelten Punktgewinn, der bereits in weite Ferne gerückt schien…
Fazit:
Wo in der Eiswelt befindet sich ein Defibrillator ?
Die Spiele der 1b-Rebels haben mittlerweile ein beachtliches Niveau erreicht, das sich auch in den Zuschauerzahlen niederschlägt und sogar in großer Zahl Stammgäste anzieht.
Man kann der Mannschaft im Prinzip auch keinen Vorwurf machen, man hat sich nach dem Black-Out im zweiten Drittel wieder zurückgekämpft, alles gegeben und alles versucht.
Auch wenn die Enttäuschung über den einen Punkt bei einigen Spielern vielleicht überwiegen dürfte, die Performance die am Samstag abgeliefert wurde war schlichtweg großartig.
Und wenn die Zuschauer am Ende kräftig applaudieren und trotz allem zufrieden nach Hause gehen, kann man nicht viel falsch gemacht haben….
Coach Erich Strieska in seiner Kabinenansprache:
„Ich weiß, ich wiederhole mich an dieser Stelle immer wieder, aber Eishockey geht über 60 Minuten. Wir haben das 2. Drittel leider teilweise verschlafen und sind erst wieder im letzten Drittel so richtig wach geworden. Hätten wir von Anfang an so gespielt wie im letzten Drittel, dann wäre sogar ein zweistelliger Sieg möglich gewesen. Penalty ist dann immer eine 50:50 Angelegenheit, ist letztlich auch nicht wichtig. Gut war, dass wir nach dem 1:3 wieder zurückgekommen sind und uns danach viele Chancen erarbeitet haben. Wir müssen im Training am Dienstag weiter daran arbeiten !“
Team Stuttgart:
Niklas Syguda (T), Patrick Thierfelder (backup), Janis Groß, Dennis Wanner, Gregor Michalik, Jesper Leis, Max Klöckner, Ben Daubner, Daniel Zweckbronner, Carlo Sala de Llobet, Max Strehle, Marcel Giese, Masaru Komiyama, Darius Sirch, Felix Feichter, Leo Schätzle
Trainer: Eric Strieska,
Mannschaftsleiter: Ole Abendroth
[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=sKeYs8oGdH8[/embedyt]