1b-Rebels: Spielabbruch in Eppelheim

90 Sekunden noch zu spielen, Spielstand 4:4, ein Eppelheimer fährt gerade in die Penalty-Box, Auszeit Stuttgart, letztes taktisches Briefing auf der Stuttgarter Wechselbank um zum eventuell finalen Schlag auszuholen.
Spieler fahren zum Bully, kräftiges Luftholen, höchste Konzentration, Spannung total.
Plötzlich eine Durchsage vom Stadionsprecher:“ Alle die Eishalle verlassen, sofort, alle raus: GASALARM !“
Kaum war die Ansage wiederholt: große Hektik, plötzlich Sirenen und Blaulicht, Feuerwehr-Einsatzkräfte, Krankenwagen, Polizei.
So die Stimmungslage kurz vor dem Ende eines an sich turbulenten Spiels, das nicht turbulenter hätte enden können.

Dabei ging es aus Stuttgarter Sicht zunächst gut vom Stapel.
Die Vorfreude auf das erste Spiel gegen den Liga-Neuling war groß und so war auch die Stimmung durchweg positiv, wenngleich man nicht in Bestbesetzung antreten konnte und das erste Spiel der Gastgeber in Esslingen durchaus Respekt einflößte.

Dann die erste Überraschung: Die 1b-Rebels sicherten sich trotz neuer Reihen-Konstellationen zügig mehr Spielanteile, spielten defensiv sowie offensiv erstaunlich sicher und gingen auch folgerichtig durch Vinzent Capek in Führung. (dieses Tor ist im Video leider nicht zu sehen)
Danach lief der Stuttgarter Motor kurz auf Hochtouren, Chancen über Chancen, insbesondere das Umschalten klappte stellenweise sensationell, was aber fehlte waren die Tore, um das Spielgeschehen entsprechend auf die Anzeigentafel zu bringen.
Doch wie so oft im Hockeysport rächt es sich, wenn nicht zügig ein weiterer Treffer nachgelegt wird und der Gegner gleichzeitig zurück ins Spiel findet.
So konnten die Eisbären in der 13. Minute einen Angriff im zweiten Nachschuss zum 1:1 Ausgleich abschließen.
Doch damit nicht genug, 76 Sekunden später hatte man ein deja-vu-Erlebnis, denn das schwarze Spielgerät lag schon wieder im Rebellen-Gehäuse und das war ärgerlich, denn dieser Treffer war durchaus vermeidbar bei etwas mehr Konzentration.
Die neutrale Zone wurde oft mehr und weniger zur Scheiben-Übergabe-Zone degradiert, nahm damit den Angriffsschwung raus und ermöglichte dem Gegner gefährliche Gegenstöße.
Aber auch die Eisbären spielten alles andere als geordnet und so wurde es letztlich ein zerfahrenes Spiel.
Kurz vor Ende dann eine schwere Verletzung von Stuttgarts Stürmer #5 Philipp Rusch, der bei einem Angriffsversuch von einem Verteidiger Richtung Bande „abgeschoben“ wurde und dort unglücklich mit dem Unterarm aufprallte. (auf dem Video nicht genau zu erkennen)
Diagnose im Schwetzinger Krankenhaus: distale Radialfraktur (Speiche).

Gute Besserung, Philipp !

Auch im zweiten Abschnitt änderte sich zunächst wenig.
Die Stuttgarter Blöcke wurden leicht verändert.
Das Spiel glich aber weiter einem Tennis-Match: es ging hin und her, rauf und runter, ohne das etwas Zählbares rüber kommen sollte.
Bis zur 23. Minute, als sich Gregor Michalik als Raketenwerfer betätigte und die Hartgummi-Scheibe mit einem Brett von der Blauen am Eppelheimer Goalie vorbei bringen konnte (2:2).
Das Spiel blieb aber weiterhin offen und war geprägt von großem Abnutzungskampf, sehr zum Leidwesen der zahlreichen Heim-Fans, die sich wahrscheinlich mehr von ihrer Mannschaft erhofft hatten, insbesondere auch nach dem tollen Auftaktspiel in Esslingen.
In der 36. Minute schlug dann die Scheibe erneut im Eisbären-Gehege ein als Stuttgarts japanischer Goalgetter Masaru „the japanese machine“ Komiyama mit einem platzierten backhand shot aus dem Slot wieder in Führung bringen konnte (2:3)
Und kaum ebbten die Feierlichkeiten ab, gingen die Hände wieder nach oben.
37. Min: Fabian Schneider setzt energisch nach, bringt die Scheibe irgendwie zu Jesper Leis, und dieser überlistet den Eppelheimer Goalie mit einem Präzisionsschuß aus kurzer Distanz zum 2:4 und damit 2 Tore-Führung kurz vor Drittelende.
Aber den Polartieren blieb es vorbehalten für den Schlusspunkt im 2. Drittel zu sorgen als der #81 Björn Wilts mit einem tollen Solo der erneute Anschlusstreffer zum 3:4 gelang (38.Min.)

Das Ding war noch keinesfalls entschieden, die knappe Führung der Rebellen war definitiv kein Polster, denn der Gegner war unberechenbar und kaum war das Spiel durch die gut leitenden Schiris freigegeben kamen die Gastgeber in Überzahl tatsächlich zum 4:4-Ausgleich.
Das große Manko: Die 1b-Rebels konnten das Momentum der deutlichen Führung einfach nicht für sich nutzen und dem Spiel eine entscheidende Richtung geben.
Jetzt nach dem Ausgleich war wieder alles offen und das Spiel folgte fast demselben Storyboard wie das vorangegangene Drittel.
Die Gastgeber setzten nun alles auf eine Karte und versuchten das Spiel mit der Brechstange zu drehen.
Aber als es brenzlig wurde war Stuttgarts Niklas Syguda zur Stelle und entschärfte die Situation souverän.
Daraus resultierten letztlich die Spannungsmomente im letzten Drittel, wobei die sportlichen Akzente mehr im Kämpferischen lagen.
Dann kam die 58. Minute und der Fokus sollte sich plötzlich in ihre völlig andere Richtung verschieben…

Ein Fazit entfällt heute aufgrund der besonderen Umstände.
Großer Dank an die Rettungssanitäter, die unseren verletzten Spieler Philipp Rusch ins Krankenhaus bringen wollten, als plötzlich deren Messgeräte erhöhte Kohlenmonoxid-Werte registrierten und daraufhin umgehend Alarm schlugen und die Eishalle räumen ließen.
Nicht auszudenken was alles hätte passieren können….

Für Stuttgart spielten:
Niklas Syguda, Philipp Rusch, Tim Abendroth, Capek Vinzent, Masaru Komiyama, Julien Frey, Gregor Michalik, Jesper Leis, Dean Nenninger, Michael Bartmann, Felix Feichter, Fabian Schneider, Louis Cieplik, Leo Schätzle

01:49 Min. 0:1 Capek (Komiyama,Feichter)
12:16 Min. 1:1 Wacker (Andreou/Frey)
13:32 Min. 2:1 Rausch (Wilts/Dallosch)
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22:47 Min. 2:2 Michalik
35:02 Min. 2:3 Komiyama (Cieplik)
36:23 Min. 2:4 Leis, Schneider F.
37:29 Min. 3:4 Wilts (Rausch/Dallosch)
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40:40 Min. 4:4 Frey (Andreou/Patschull) PP1
58:30 SPIELABBRUCH

Zuschauer ca. 100

Strafzeiten:
Stuttgart 8×2 Min.
Eppelheim 6×2 Min.

Text/Fotos/Video: Ralf Seidel