Die Waldau-Cracks fuhren einen überraschend deutlichen 8:3-Auswärtssieg (2:0/5:1/1:2) ein und haben damit den Charaktertest mit Auszeichnung bestanden.
Es sind die Spiele, über die man eigentlich ein Buch schreiben könnte, denn bereits vor der Abfahrt auf der Waldau war die Grundstimmung alles andere als positiv.
Mit 11+1 Kriegern ging es Richtung Mannheim, wohlwissend dass dies bereits eine Art Vorentscheidung sein könnte.
Als dann beim Warmmachen die schlimmsten Befürchtungen bestätigt wurden und klar war, dass der Gegner mit seiner geballten Feuerkraft (17+2) auftreten wird, war die Stimmung am Boden.
Aber Stuttgarts Chefstratege Eric Strieska beruhigte die Gemüter, indem er einen glasklaren Plan ausgab mit detaillierten Aufgaben an jeden Spieler.
Der Begriff „ökonomische Defensive“ trifft es wohl am besten: „Der Gegner wird versuchen uns niederzukämpfen, also Stellungen halten, unter allen Umständen, Scheibe tief wenn nötig, egal wie, weg vom Kasten und schnelle Wechsel. Lange Wege vermeiden. Jungs, denkt dran, wir können auch Eishockey spielen.
Gehen wir raus und ärgern sie!!“
Er sollte Recht behalten, denn vom Bully weg drückten die Maddogs auf die defensiven Stuttgarter Stellungen als gäbe es kein Morgen mehr.
Aber das Abwehrbollwerk hielt, und mehr noch, keine 2 Minuten gespielt und in einer der ersten Stuttgarter Angriffe setzte Stuttgarts Josip Strutz die Hartgummi-Scheibe im Powerplay ins Mannheimer Gehäuse.
Unfassbar, unglaublich, damit hatte nun niemand gerechnet, und als dann in der dritten Minute Stuttgarts Kanonier Lorenz Neuhauser gar auf 2:0 erhöhte, war die Überraschung komplett.
Die „verrückten Hunde“ schienen aber nur kurzzeitig aus dem Konzept und nahmen danach die Belagerung wieder auf.
Das Spiel lief jetzt im Prinzip fast nur in eine Richtung, aber Stuttgart verteidigte leidenschaftlich die Positionen und hielt sich zu 100% an den Matchplan, kein unnötiges Risiko und wenn doch mal ein Mannheimer Durchbruch gelang, war da noch der Herr der Stuttgarter Netze Niklas Syguda, der wieder mit einer überragenden Leistung brillierte und als Turm in der Abwehrschlacht fungierte und so die Führung mit in die Pause trug.
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit bis die Gastgeber zum Anschlusstreffer kommen sollten, denn der Druck war immens und das Spieltempo brutal hoch.
Dasselbe Drehbuch dann im zweiten Drittel,:wütende Mannheimer Angriffe, die aber mit zunehmender Dauer immer fahriger wurden: die 1b-Rebellen stellten sich immer besser auf den Gegner ein und begannen immer öfter Nadelstiche zu setzen.
Dann kam die die 28. Minute, Stuttgart im Powerplay und showtime für die bärenstarke #10 Marek Prokes…
Marek übernimmt die Scheibe an der roten Linie, setzte sich über links durch, tankte sich ins Angriffsdrittel, zieht nach innen, lies noch kurz 2 Verteidiger stehen und hämmerte das Gummi in die Maschen !
Sehr geehrte Damen und Herren: DAS WAR SENSATIONELL und Stuttgart führt plötzlich 3:0 !!!
What a shot, genius goal!!!
Das war die Initialzündung für das Stuttgarter Spiel, denn jetzt brach der gegnerische Abwehrverband regelrecht auseinander.
Stuttgarts Außenstürmer Lukas Borchert erhöhte in der 31. Min. in einem Doppelschlag innerhalb von 42 Sekunden auf 5:0!
Jetzt gab es kein Halten mehr…
Von nun an spielte eigentlich nur noch eine Mannschaft, auch wenn die Gastgeber mit einem Dusel-Tor von der Torauslinie zum 5:1 kamen, sollte das nichts am Momentum ändern, denn Michael „Mickey“ Bartmann gelang in der 36. Minute das nicht für möglich gehaltene 6:1.
Und als die quirlige #87 Darius Sirch knapp 3 Minuten später sogar auf 7:1 erhöhte wusste man auf der Stuttgarter Bank gar nicht wohin mit der Freude: brüllen, staunen, gegen die Bande hauen, abklatschen und das alles auf einmal.
Szenen wie auf einer voll besetzten Hüpfburg auf der Stuttgarter Wechselbank, denn die Treffer waren allsamt spitzenmäßig herausgespielt und das musste natürlich entsprechend gewürdigt werden.
Zum Glück ging es danach auch gleich in die Pause, denn das Adrenalin war hier am Anschlag…unglaublich…
Eigentlich war dies auch bereits die Entscheidung, denn die Maddogs Reserve war im letzten Drittel sichtlich geschockt und demoralisiert.
Zudem gelang Darius Sirch -kaum war das Spiel freigegeben- gar das 8:1 und beseitigte damit die letzten Zweifel, sofern überhaupt noch welche bestanden.
Dann verlies man kurz den Pfad der Tugend und damit den Matchplan, und begann plötzlich zu zocken, was der Gegner auszunutzen wusste und mit 2 Gegentoren bestrafte (43.+57. Min.).
Hätte man hier die konsequente Linie weitergespielt, dann hätte man die Maddogs in den Totalverlust führen können, so aber ging man „nur“ mit einem mehr als verdienten 8:3-Sieg vom Eis.
Fazit:
Die 1b-Rebellen haben sich mehr als rehabilitiert und zeigen wieder den wahren Kampfgeist, der das Team immer wieder ausgezeichnet hat.
Der eigentliche Held dieses Abends steht allerdings hinter der Bande und heißt Eric Strieska.
Wie er die „Notbesetzung“ gecoached hat, wie er trotz aller Hektik ruhig auf jeden Einzelnen eingewirkt, aufgebaut, motiviert und die individuellen Aufgaben immer wieder angesagt hat…davor kann man nur den Hut ziehen.
An diesem denkwürdigen Abend hat einfach alles gepasst.
Das war eine beeindruckende Vorstellung und klasse Teamleistung !
Eric Strieska:“ Ich bin stolz auf euch, wir haben über die volle Distanz gefightet und alles gegeben. Ihr habt gesehen was alles möglich ist….und mehr als verdient gewonnen ! Und: auch wenn ich Gefahr laufe mich zu wiederholen, Sonderlob geht wieder an unseren Goalie Niklas Syguda, klasse Leistung !“
Die Helden von Mannheim:
Niklas Syguda (Goalie), Marek Prokes, Carlo Sala de Llobet, Gregor Michalik, Michael Bartmann, Ole Abendroth, Lorenz Neuhauser, Philipp Rusch, Josip Strutz, Jonathan Krause, Philip Schneider, Darius Sirch, Lukas Borchert
Trainer: Eric Strieska,
Mannschaftsleiter: Masaru Komiyama
Spieler auf Spielbericht:
Stuttgart: 11+1
Mannheim 17+2
Strafzeiten:
Stuttgart: 18 Min.
Mannheim: 31 Min.
Text/Bilder: Ralf Seidel