Kampf angenommen und Platz drei erobert

Dass die 1b-Rebellen ausgerechnet dem Favoriten ein Bein stellen würden, hätten sicherlich nur die Wenigsten geglaubt.
Doppeltorschütze Robin Morgenthaler stellte vor 61 Zuschauern letztlich die Weichen für den überragenden 4:3 (0:1/2:1/2:1)-Derby-Erfolg gegen den Favoriten von der Neckarinsel.
Nach einem rassigen, kampfbetonten und emotionalem Schlagabtausch hatte es jedoch vor dem Spiel gar nicht ausgesehen, denn den 1b-Rebellen fehlten mit den Defensivspezialisten Marek Prokes und Allrounder Louis Cieplik, Routinier Leo Schätzle, den pfeilschnellen Stürmern Flynn Schäuffele und Moritz Donner, sowie dem kongenialen Offensiv-Partner Bryan Allen, gleich 6 wichtige Stützen krankheitsbedingt, so dass man den Gästen nur das letzte Aufgebot entgegenstellen konnte.
Aber es spricht für die Moral des Rebellen-Rudels und so entstand eine bis zum Schluss denkwürdige, hochdramatische Begegnung, die es nur in einem Neckar-Derby geben kann….

Die Fernsehturm-Truppe begann gut, konnten sich einige Male gut durchkombinieren und hatten auch Tempo in ihren Aktionen, aber die Gäste zeigten im ersten Drittel die reifere, körperlich robustere Spielanlage, ließen jedoch die gewohnte Durchschlagskraft vermissen.
Zu oft verhedderten sich die Esslinger im Stuttgarter Abwehrgestrüpp, was wiederum für die hervorragende Rebellen-Defensivaufteilung spricht, die das gewohnte schnelle Esslinger Passspiel erst gar nicht entstehen ließ.
Als selbst 2 Powerplay-Situationen nicht zur Esslinger Führung führten, waren dies die ersten Anzeichen dass heute irgendwas in der Luft liegt.
In der 16. Minute gelang dem Esslinger Steffen Fink trotzdem ein klassisches Esslinger Kombinationstor zur 1:0 Führung.
Sicherlich nicht unverdient, denn einige Male blitzte die individuelle Qualität hervor, was aber oft in Einzelaktionen endete, aber nicht bei diesem Treffer, der blitzsauber herausgespielt wurde.

So konnte auch Stuttgarts Trainer Eric Strieska aufgrund des doch überraschend guten Verlaufs in der Drittelpause nichts Großes bemängeln:
„Leute, 1. Drittel, 0:1 gegen Esslingen, das ist ein gutes Ergebnis, es sieht gut aus, und das obwohl uns viele wichtige Spieler fehlen! Haltet euch das vor Augen, wir sind trotzdem bei der Musik. Seid geduldig und vor allem ruhig. Ich möchte auf den Bank Ruhe haben. Rausfahren, hinsetzen , durchschnaufen. Und vermeidet Strafzeiten, das kostet nur unnötig Kraft. Auf allen Positionen möchte ich noch mehr Entschlossenheit im Zweikampf sehen, zeigt den Zuschauern dass wir eine Bande haben. Ansonsten muss ich ehrlich sagen, bin ich zufrieden. Weiter hinten so zusammenarbeiten, vorne auf die Nachschüsse konzentrieren, da müssen wir bereit sein.“

Im zweiten Drittel sollte es weiter ein intensives, überaus temporeiches Spiel bleiben.
Die Neckarinsel zwar weiter optisch überlegen, weil mit wenigen Pässen im Angriffsdrittel, aber die Fernsehturm-Kampfeinheit versteckte sich keineswegs, störte weiter die Esslinger Passwege erfolgreich und kam auch zu einigen guten Möglichkeiten mit Abschlüssen.
Der erfolgreichste Abschluss gelang Robin Morgenthaler in der 25. Minute mit einem Lauf von der eigenen blauen Linie. Kurz vor dem Ziel tunnelte er die Scheibe zwischen die Schoner von Goalie Jetter ins Tor zum 1:1 Ausgleich.
Was ist hier los? Zur Hälfte des Spiels steht es gegen Esslingen 1:1…? Unglaublich…

Dann kam die 33. Spielminute, Stuttgart in Unterzahl und ein Schlenzer von Esslingens Routinier Ulli Schweigert von der blauen Linie bahnte sich den Weg durch Freund und Feind zur erneuten Esslinger Führung (2:1).
Wieder ein Rückstand, dem es galt hinterherzulaufen.
Dann wurde es immer hektischer, denn Esslingen zog nun die Brechstange und kurz nacheinander einige Strafzeiten.

Während die ersten 2 Powerplays noch keine Folgen für die Reiser-Truppe hatte, gelang Stuttgarts #25 Armin Wörz 25 Sekunden vor der Pausensirene der vielumjubelte 2:2 Ausgleich als er einen Pass von Fabian Schneider von hinter dem Tor ins Gästegehäuse einschießen konnte.
Das Spiel wurde im Verlauf des Drittels immer hitziger, die Zweikampfszenen immer intensiver, der Lärmpegel auf den Wechselbänken und auf dem Eis immer lauter.
Esslingen, das immer gewohnt war, nach einem Torerfolg gegen Stuttgart ein, zwei Tore direkt nachzulegen und dann den Mannschaftbus in die Siegerstraße einbiegen zu lassen, musste erkennen, dass dies heute gar nicht so einfach war, im Gegenteil…

Coach Strieska, der sichtlich verärgert war, hatte für die ganze Entwicklung kein Verständnis.
„Bis auf das Ergebnis kotzt mich das Drittel an. Warum lassen wir uns immer durch Rumschreien, Beschweren und rumlabern aus dem Konzept bringen.
Nochmal: auf der Bank und auf dem Eis will ich Ruhe und Konzentration, haben das alle verstanden? Lasst die Emotionen weg, ich weiß dass das schwer fällt, ich bin auch ein emotionaler Spieler und weiß dass das nicht so einfach ist, aber dadurch verlieren wir den Fokus und wahrscheinlich in Folge dessen auch das Spiel. Also, schnelle Wechsel, hinsetzen, Maul halten.
Wir stehen so dicht vor einem Sieg. Wir müssen das aber in den Griff bekommen und zwar sofort. Lasst die anderen doch rumhacken, wir spielen Eishockey, alles andere ist unwichtig. Ich will dass wir uns nochmal 20 Minuten zusammenreißen und voll reinwerfen. Esslingen wird jetzt mit allen Mitteln versuchen uns zu überrumpeln, aber wir bleiben cool. Und Jungs, ganz ehrlich, habt doch Spaß, wir spielen ein geiles Spiel, es steht 2:2 und ihr werdet sehen, wenn ihr euch aufs Wesentliche konzentriert, werden wir die 3 Punkte heute einsacken….“

Im letzten Abschnitt blieb es weiter ein intensives Match.
Den Gästen war jetzt aber das Bemühen um die altbekannte sportliche Linie deutlich anzumerken, und in der 43. Spielminute gingen sie dann wieder mit 3:2 in Führung. Ein gutes Auge und starker Pass von Manu Geiger auf Nico Voigt und Stuttgart durfte zum dritten Mal einem Rückstand hinterher laufen.
Die Zwiebelstädter hatten jetzt kurzzeitig mehr vom Spiel, aber ohne Dominanz oder große Torgefahr auszustrahlen, denn Stuttgarts Abwehrverband war wie eine pass-adsorbierende Wand und vorallem Goalie Dominik Keller war wieder in bestechender Form.

Dann begann die Schlussphase, ein Finale das es in sich hatte, wie selten ein Landesliga-Schlussdrittel in der Eiswelt.
Alle Facetten die der Eishockeysport bietet komprimiert in ca. 12 Minuten.
In der 48. Minute verzieht Alex Hotz einen Schuss von der blauen Linie und Slava Kroter korrigiert die Flugrichtung des Projektils mit ausgestrecktem Schläger in Hüfthöhe in Richtung Esslinger Maschen- und wieder gelingt der Ausgleich 3:3.
Unglaublich, was für eine Moral, was für ein Kampfgeist !!!

Die Zuschauer und vor allem die zahlreichen Esslinger Supporter fahren die Fan-Temperaturen zum Siedepunkt hoch, denn das Spiel befindet sich jetzt in der entscheidenden Phase.
Dann ca. 50 Sekunden nach dem Ausgleich folgte eine Strafzeit gegen Esslingen wegen Spielverzögerung, und die 1b-Rebels mit der großen Chance in Führung zu gehen.
Aber leider blieb von den zahlreichen Torschüssen nichts auf der Anzeigentafel hängen…
Kaum waren die Gäste wieder komplett, hatte #81 Cedrick Scheibach in der 52. Minute die Führung auf dem Schläger als er allein vor dem Esslinger Keeper Jetter stand, aber das Spielgerät nicht über die Torlinie brachte.
Das Momentum lag jetzt auf Seiten der 1b-Rebellen. Esslingen stemmte sich leidenschaftlich dagegen und warf sich in die Rebellen-Schüsse, das sieht man auch nicht oft…
Dann nahm Coach Strieska eine Auszeit, und kurz danach in der 54. Minute die vielleicht umstrittenste Szene des ganzen Spiels als Slava Kroter auf Höhe der Esslinger Wechselbank mit der Schulter den Esslinger Nico Voigt Richtung Bande schubste, der vermeintliche Pfiff aber ausblieb und Robin Morgenthaler die Scheibe aufnimmt und mit einem strammen Schuss die erstmalige Rebellen-Führung zum 4:3 besorgte.
Die Esslinger Fan-Seele kochte…

Und die Spannung war fast nicht mehr auszuhalten, denn 4 Minuten vor Ende stand plötzlich Steffen Fink allein vor Stuttgarts letzter Bastion Dominik Keller…und scheiterte.
Mancher Fan hielt es nicht mehr aus, denn es folgte jetzt ein wahrer Schlagabtausch.
Jetzt nahm Esslingen eine Auszeit…
Und kaum war diese vorbei fuhr plötzlich Robin Morgenthaler alleine auf Jetter zu und hatte alle Optionen den Sack zuzumachen.
Aber auch hier sollte es nicht sein…dann 57 Sekunden vor Ende dann noch eine Strafzeit gegen Stuttgart.
Das darf doch nicht wahr sein, der Nacken tat einem bereits weh vom ständigen Spiel und Uhr beobachten, und jetzt auch noch das.
Aber, die Führung wurde in Unterzahl über die Ziellinie gebracht und die Sensation war perfekt:
Die 1b-Rebels, die bereits auf der letzten Rille daherkamen, erkämpfen sich 3 Punkte gegen den alten Rivalen von der Neckarinsel.
Als einzige 1b-Mannschaft dringt man mit dem tollen Erfolg in die Phalanx der Spitzengruppe der Landesliga Baden-Württemberg vor !

Fazit:
Den Besuch des Neckarderbys dürfte vielen noch lange in Erinnerung bleiben.
Es war zwar keine hochklassige Partie, bei weitem nicht, aber dafür eine, die die Zuschauer bestens unterhalten und mitgerissen hat.
Die Rebellen Minimal-Truppe hat das maximal Mögliche herausgeholt und den Gegner regelrecht dauerbeschäftigt, ja im Prinzip niedergekämpft.
Da fällt es schwer einen herauszuheben, denn es war letztlich eine geschlossene Teamleistung.
Jeder, auch bei denen es nicht so gelaufen ist wie gewünscht, jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und für diesen Erfolg geackert.
In solchen Spielen erkennt man den großen Teamspirit der 1b-Rebels, der übrigens auch danach in Stuttgarts Nachtwelt noch weiter ging.
Darüber gibt es aber keine genaueren Informationen, nur Spekulationen und Gerüchte….

Danke Männer für den klasse Abend/Nacht und am Dienstag wieder in alter Frische ins Training, denn das nächste Spiel ist am kommenden Samstag auswärts gegen die hochdotierten, starken Eisbären aus Balingen.

Die glorreichen 15:
Dominik Keller (Goalie), Timo Dombrowski, David Buhlick, Carlo Sala de Llobet,  Jonas Kleinebenne, Masa Komiyama, Armin Wörz, Gregor Michalik, Alexander Hotz,  Phillip Page, Viacheslav „Slava“ Kroter,  Neel Groß, Fabian Schneider, Cedric Scheibach, Robin Morgenthaler

16.Min. 0:1 FINK S. (7) WIRTH L. (24) SCHÄFFLER P. (92)
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26.Min. 1:1  MORGENTHALER R. (86)
33.Min. 1:2  SCHWEIGERT U. (12) DICKOPF D. (77) [PP1]
40.Min. 2:2  WÖRZ A. (25) SCHNEIDER F. (77) KOMIYAMA M. (24) [PP1]
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43.Min. 2:3 VOIGT N. (17) GEIGER M. (88)
48.Min. 3:3 KROTER V. (52) HOTZ A. (46)
54.Min. 4:3  MORGENTHALER R. (86) DOMBROWSKI T. (3)

Highlights vom Spiel auf Youtube:

Fotos: Miro Halbych